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04.03.2005 Ulla Meinecke Osnabrück Haus der JugendEs ist mal wieder ausverkauft. Neulich noch bei Max Goldt bestuhlt, heute bei Ulla Meinecke. Es ist das Alter, in dem man nicht mehr stehen muss. Alles wird älter, alles geht weiter. Ein unscheinbarer Gitarrist, der Rüdiger heißen könnte und vielleicht gerade seiner Bankkaufmannslehre entsprungen ist kommt auf die Bühne und spielt irgendwas auf seiner E-Gitarre. Das Publikum ist gefasst, gespannt und erstarrt. Kein Applaus. Trotz der schlechten warmen Luft ist es kühl. Der Bassist und Gitarrist Ingo York, der im Lauf des Abends immer neue Tricks zeigt und inbrünstig spielt, als ginge es um alles oder nichts wird klatschend begrüßt. An den Keyboards heute wieder Reinmar Henschke, der Ulla Meinecke schon einst auf ihrer Solotour begleitet hat. Das Konzert beginnt, die Sängerin betritt die Bühne und zieht sich erst mal ihre Schuhe aus. Diese Szene erinnert mich an Volkstheater, bei dem eine mit Plastiktüten bepackte Hausfrau nach Haus kommt und erst mal alles abstellt, um Pause zu machen. Also, Schuhe aus, Mikro an. Ohne Ansage geht es zum ersten Song ihres neuen Albums. Wir sind hier also bei der Werbung angekommen. Ulla Meinecke steht da und füllt die kleine Bühne nur bedingt aus. Sie inszeniert ein Konzert, erzählt von der heutigen Stadtbesichtigung, flechtet das Winterwetter ein und duzt ihr Publikum. Relikte aus einer Zeit, als Pershing 2, Nato-Doppelbeschluss, „Kalter Krieg“ und Berlin irgendwie auch wichtig war, du. Ich fühle mich nicht angesprochen. Wenn ich jetzt gehe, könnten alle glauben, ich wolle nur ein Bier holen. Ich bleibe. Ulla singt, Band musiziert, Publikum lauscht, wartet das Ende des Liedes ab und applaudiert. Ca. 18 mal in dieser Reihenfolge. Unterbrochen wird das Schema nur von einem Basssolo, das die Fingerfertigkeit und den Sex, den der Musiker mit seinem Instrument verbindet aufzeigt. Grandios und mit dem gewissen Witz vorgetragen. Das nächste mal sieht man den oben erwähnten Gitarristen, der sich vor Ulla Meinecke an den Bühnenrand wagt und ein Solo spielt, das ebenfalls mehr durch seine Darbietung besticht, als durch den Inhalt. Und zum dritten gibt es auch noch eine Pause von einer halben Stunde. Wozu? Keiner schwitzt, alles ist ruhig und es ist noch nichts passiert. |
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